Irre
ist weiblich. Künstlerische Interventionen von Frauen in der
Psychatrie um 1900
Antragstellerin: Dr.Bettina Brand-Claussen, Universität Heidelberg
Art des Projekts: Ausstellungsprojekt der Sammlung Prinzhorn
Anteilige Förderung durch maecenia: 3.450
Die Ausstellung fragt nach dem
historischen Konstrukt "Frau" in dieser zeit und nach den Widerständen
und Überlebensstrategien der Insassinnen von psychiatrischen
Anstalten.
Nur zwanzig Prozent der Urheber und Autoren der Sammlung Prinzhorn
sind weiblich, obwohl die Anzahl der Frauen um 1900 in der Psychiatrie
die der Männer bei weitem übertraf. Haben die männlichen
Insassen mehr Möglichkeiten und Raum für ihre Bilder
gehabt? Aus dem bisher nahezu unbearbeitetem Werkbestand von 80
Patientinnen werden 200 Arbeiten zusammen mit Texten, Dokumenten,
Fotos und Briefen gezeigt. Aus traditionellen, den Frauen aufgezwungenen
oder zugeschriebenen Handarbeitstechniken, aus "modernen" Collageverfahren
oder expressiven Malgesten entstanden überraschend innovative
und kraftvolle Gebilde, mit denen sich Frauen Raum schufen. Ein
Beispiel ist der Wandteppich von Emma Mohr (um 1870), der als Protestbrief
dem Kaiser zugedacht war. Die Ausstellung wird an mindestens vier
Orten gezeigt.
Dieses Projekt erfüllt
in mehrfacher Weise die Stiftungszwecke von maecenia, weil es Neuland betritt, und weil es beredtes Zeugnis über
einige von unzähligen Frauen ablegt, die zum Verstummen gebracht
wurden und die hinter Mauern verschwanden.
http://prinzhorn.uni-hd.de/aktuelles/ausstellungen.shtml |